Ab durch die Mitte

1300 km auf dem Stuart Highway

Mit dem Litchfield Nationalpark im Rücken ging es dann am 20. September wieder zurück nach Katherine (einkaufen, tanken, eben das übliche) und von da aus direkt zu den Bitter Springs im Elsey Nationalpark bei Mataranka. Das ist ein quellengespeister, also natürlicher, Thermalpool, der unter Palmen und tropischen Wäldern gelegen ist.  Wir waren vom ersten Moment an fasziniert von der leuchtend türkisblauen Farbe des Wassers, die durch aufgelösten Kalksteinpartikel entsteht. Wir ließen uns gemütlich von der Strömung im klaren Wasser treiben und stiegen dann am Ende des Schwimmbereichs auf einer Leiter wieder aus dem Wasser. Da das Wasser richtig mollig warm ist, kann man hier auch getrost schon früh um 6 Uhr seine ersten Runden schwimmen. Aber Achtung: Immer daran denken, dass es im Norden Krokodile gibt, also bitte immer alle Schilder und Hinweise beachten.

In Mataranka gibt es noch einen anderen Platz mit Thermalquellen. Diesen suchten wir anschließend auch auf, voller Vorfreude auf noch mehr angenehm warmes Badevergnügen. Als wir den Weg zu den Pools entlangschritten, merkten wir aber schon, dass etwas nicht stimmte. Über unseren Köpfen war ein lautes Gekreische, Gegackere und Gewusel im Gange. Und ein Blick reichte, um Gewissheit zu erlangen, 1000e Little Red Flying-Foxes hingen in Trauben in den Baumkronen. Der Boden unter unseren Füßen war übersät mit gelben, übel riechenden Flecken. Und uns verging die Vorfreude schlagartig. Wir schauten uns die Pools zwar an, die ja ganz vielversprechend aussahen, aber machten sofort kehrt, als wir feststellten, dass diese ebenfalls als Flughundtoilette dienten. Nein danke, das war wirklich nichts für uns.

Vor uns erstreckten sich jetzt genau 1323 km auf dem Stuart Hwy in Richtung Alice Springs, unserem nächsten Ziel. Wir bewältigten diese Strecke in 3 Tagen, machten unterwegs Halt am Stuart Tree, wo der Forscher und Entdeckungsreisende John Stuart angeblich ein S hineingeritzt haben soll, und im Pub von Daly Waters, in dem allerlei Hinterlassenschaften von Reisenden als Zierde an der Decke oder an der Wand befestigt sind. Die Palette reicht von Büstenhaltern, über Polizei- und Feuerwehrabzeichen, Geldscheinen, FlipFlops bis hin zu (deutschen) Nummernschildern. Wir genossen hier ein Bier, bevor wir uns wieder auf den staubigen Asphalt wagten.

Außerdem schauten wir uns die alte Telegraphenstation in Tennant Creek an. In den restaurierten Gebäuden erfährt man allerlei zur Geschichte der Telegraphenleitung, die von Adelaide nach Darwin führte und deren Verlauf auf der Forschertätigkeit des bereits erwähnten Stuart beruht. Dieser durchquerte die Wüsten zwischen Adelaide und Darwin nämlich, um eine passende Nord-Süd Route zu finden, und anhand der später die Telegraphenleitung gebaut wurde. Man muss sich einmal vorstellen, wie die Männer damals, Mitte des 19. Jahrhunderts, mit nur ein paar Pferden, einem Kompass und Verpflegung für einige Wochen ausgestattet, durch dieses unwirtliche Land streiften. Und wie sie auf der Suche nach Wasserquellen, Weideland , Gold und anderen Bodenschätzen nicht nur mit der unerträglichen Hitze, sondern auch mit  Skorbut und anderen Krankheiten oder sogar Verletzungen zu kämpfen hatten. Heute haben wir Autos und Klimaanlagen und sind in wenigen Tagen in Adelaide, währen die Männer damals mehrere Anläufe für die Reisen und nicht weniger als einige Monate insgesamt brauchten (Stuart brauchte für eine Strecke 9 (!) Monate). Aber ohne die von Neugier und Ehrgeiz getriebenen Entdecker, hätte das Innere Australiens damals nicht erschlossen werden können und die Vernetzung des Kontinents, vor allem der südlichen und östlichen Städte, mit dem Rest der Welt wäre nicht realisierbar gewesen.

Die Telegraphenstation waren Relaisstationen, in denen das Morsesignal verstärkt wurde. Das bedeutet, dass die gemorsten Nachrichten empfangen, abgeschrieben und weiter gesendet worden. Aller 250 – 300 km war so eine Telegraphenstation nötig, da die Spannung durch den Widerstand der Leitung und schlechte Isolatoren abnahm und das Signal somit abschwächte. Es mussten ja riesige Distanzen überbrückt werden und was hätte es genützt, wenn am Ende das Signal unvollständig oder überhaupt nicht mehr angekommen wäre. Die Spannung (120V) wurde durch 100 in Reihe geschaltete “Einwegbatterien” bereitgestellt, welche ständig erneuert und zu jeder der Stationen transportiert werden mussten. 

Den nächsten Halt machten wir an den Devils Marbles, riesigen roten und runden Granitfelsen, welche nach dem Glauben der Aborigines die (versteinerten) Eier der Regenbogenschlange darstellen. Wir genossen die ca. 1 km lange Wanderung, die um ein paar der Steine herumführte. Die Felsen leuchteten zu diesem Zeitpunkt rötlich in der Abendsonne und boten interessante Fotomotive. Wir bestaunten auf dem Rundweg die sonderbaren Konstellationen, die uns irgendwie das Gefühl gaben, dass jeden Moment ein Stein umkippen oder herunterfallen müsste. Aber nichts passierte. 

Danach landeten wir in einer recht skurrilen Ansiedlung, nämlich im “U.F.O. Capital of Australia” – genauer gesagt Wycliffe Well. In diesem kuriosen Kaff wird sogar eine U.F.O-Sichtung aller paar Tage garantiert und es zählt damit zu den Top 5 der UFO Hotspots der Welt. Wir schauten uns die bizarren Skulpturen auf dem Platz und die Wandbemalungen an diesem Roadhouse an und verschwanden dann lieber mal, nicht dass wir noch hätten weggebeamt werden können.

Einen letzten Zwischenstopp legten wir vor Alice Springs noch ein und zwar, um wenigstens eine der “Big Things of Australia” sehen zu können. Unsere Aussies lieben es nämlich, riesige Kunstskulpturen aller möglichen Art an den unmöglichsten Orten aufzustellen. Zu sehen gibt es, quer über den Kontinent verstreut, unter anderem Riesen-Erdbeeren, Riesen-Koalas, Riesen-Bananen, Riesen-Schafe und Riesen-Krabben, um nur ein paar wenige zu nennen. Wir schauten uns in der Anmatjere Community den großen Jäger und seine Familie an, die eher zu den traditionellen Giganten Australiens gehören. Da fällt uns gerade ein, dass wir ganz am Anfang unserer Reise doch schon mal einen der Giganten gesehen haben. Das war der große Wal in Eucla, welches am Ende der Nullarbor Plain gelegen ist. Damals hatten wir wahrscheinlich aufgrund des starken Regens gar keinen Blick dafür. (zum Blogbeitrag von damals mit Foto gehts hier lang).

So jetzt wollen wir euch aber auch die aktuellen Fotos nicht länger vorenthalten und wünschen viel Spaß beim Anschauen!

 

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