Uluru (Ayes Rock) und Kata Tjuta (Olgas) im Kata Tjuta Nationalpark
Für viele ist es DAS Australien, andere wollen ihn gar nicht sehen. Wir haben uns diese Sehenswürdigkeit Australiens einfach eine ganze Weile aufgehoben, aber eines stand von Anfang an fest: Wir wollen Uluru sehen.
Nun hat es sage und schreibe ein dreiviertel Jahr gedauert, aber schließlich und endlich haben wir uns auf den Weg zum roten Felsen gemacht.
1. Oktober 2017 – Wer sieht zuerst den Uluru?
Vom Kings Canyon aus waren es nur noch rund 300 km. Spannung lag schon in der Luft und wir reckten die Hälse nach dem roten Berg, da war eigentlich noch nicht einmal an ihn zu denken. Dafür erspähten wir etwas anderes: Mt. Connor. Ein Tafelberg, der sich allerdings in Privatbesitz befindet und Besteigungen nur im Rahmen einer geführten Wanderung möglich sind. Trotzdem beeindruckte er uns. Wir hätten ihm sicher einen Besuch abgestattet, wenn nicht so ein Gewese drum gemacht worden wäre.
Der Tag war schon sehr weit fortgeschritten und eine Fahrt in den Kata Tjuta Nationalpark hätte sich nicht mehr gelohnt. Wir hielten also in der Curtin Springs Station, bezahlten 3 $ für die Dusche und suchten uns einen ansonsten kostenfreien Stellplatz. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker schon um 5 Uhr und Jojo drehte sich nur grummelnd auf die andere Seite und versuchte den morgendlichen Weckruf zu überhören. Es half aber alles nichts, schließlich hatten wir geplant den Sonnenaufgang am Berg beizuwohnen. Also aufgestanden und zusammengepackt und die Fahrt ging los. Es trennten uns noch ca. 100 km vom Uluru und diese bewältigten wir in einer Stunde. Von der Landschaft um uns herum sahen wir allerdings noch gar nichts, denn es war noch stockdunkel. Also rätselten wir weiter rum, in welche Richtung wir denn nun eigentlich zu schauen haben, um zumindest die ersten Konturen von Uluru erspähen zu können. Nach Passieren der Parkgrenze und Bezahlen der 50 $ für den 3-Tages-Parkpass tauchten dann auch linkerhand eeeendlich die schwarzen Umrisse des Felsens vor uns auf. Zumindest wussten wir nun, wo wir hinschauen mussten, auch wenn wir sonst noch nicht wirklich viel erkennen konnten. Kurz vor halb 7 hatten wir dann einen Parkplatz am Sunrise-View-Point gefunden. Da es uns aber tausende Touris gleichtun wollten, beschlossen wir kurzerhand, nicht zur Aussichtplattform zu laufen, sondern wir kletterten auf unser Autodach und bestaunten das Schauspiel vom Parkplatz aus (so ziemlich in Ruhe also).
Kata Tjuta – many heads
Gegen 9 Uhr packten wir dann auch hier zusammen und begaben uns zu den ca. 50 km weiter entfernten Kata Tjuta oder auch Olgas genannt. Diese sind der Legende der einheimischen Aborigines nach versteinerte Köpfe oder versteinerte Riesen, also 36 einzelne abgerundete Bergkuppen, die sich über eine Fläche von 36 km² erstrecken. Hier wollten wir wandern gehen. Ein ca. 7 km langer Rundweg sollte durch die Berge und durch das Tal des Windes führen. Der Anstieg war zunächst ziemlich steil und anstrengend, führte dann einige Male wieder abwärts und wieder hoch hinauf, passierte 2 Aussichtspunkte und 2 Trinkwasserauffüllstationen. Von Nahem stellten wir fest, dass die Oberfläche der Felsen viel durchwachsener, vernarbter und rauer war,und die Felsen insgesamt viel höher über unseren Köpfen aufragten, als es von Weitem den Anschein erweckte. Der Größte von ihnen, Mt. Olga, soll ca. 546 m groß sein und ist damit sogar höher als der Uluru. Den Wind, der Legende nach der Atem der Schlange Wanambi, die auf Mt. Olga wohnt, hörten wir zwischen den Felsen fauchen und heulen, als wenn die “Köpfe” zu uns sprechen würden.
Wir hatten an dem Tag auch wirklich Glück mit dem Wetter. Es war nicht zu heiß und nicht zu kalt und auch die Sonne ließ sich blicken. Das war umso besser, da wir so den orangerötlichen Schimmer der Felsen im Sonnenlicht bestaunen konnten. Ansonsten kreuzten einige Schulklassen und Touribusoutbackadventuregruppen unseren Weg, aber damit muss man sich bei einem so touristischen Platz wohl abfinden.
Achtung: Dieser Wanderweg wird bei heißem Wetter ab 11 Uhr morgens geschlossen.
Nach Beendigung der Wanderung im Valley of the Winds hatten wir aber noch nicht alles gesehen. Nun stand uns noch der kurze Weg in die Walpa Gorge bevor. Der Weg war auf jeden Fall einfacher zu bewältigen und kürzer. Hier fühlten wir uns dann mal so richtig klitzeklein zwischen den kuppelförmigen Felsen, die links und rechts von uns aufragten.
Am Dune Viewing Point, beliebter Punkt für Sonnenauf- und untergänge, machten wir Rast, gönnten uns einen kleinen Backpackerimbiss (Instantnudeln) und genossen den Panoramablick auf die 550 Millionen Jahre alten Felsformationen (inkl. Uluru).
Am Nachmittag schauten wir noch in Yulara vorbei, auf der Suche nach einer Tankstelle und einem Supermarkt. Dieser Ort besteht eigentlich im Großen und Ganzen nur aus (Luxus)Hotels, Hostels und Campingplätzen und ist damit erste Anlaufstelle für alle Touristen, wenn es um Unterkünfte, Mietwagen etc. geht. Der Supermarkt, den wir dann glücklicherweise entdeckten, war auch gar nicht so teuer, wie wie erwartet hatten. Trotzdem sind Übernachtungen in dem Resort nicht ganz billig. Der Campingplatz kostet zum Beispiel knapp 25 $/ Nacht und das nur, wenn der teurere voll ist.
Da wir allerdings auf dem Spartrip sind, wollten wir uns das nicht geben. Wir verließen den Nationalpark und WikiCamps führte uns zu einem halboffiziellen Freecamp in den Dünen mit Blick auf den Uluru. Dank Friedrich konnten wir ohne Probleme durch den Sand fahren. Wir schlugen unser Lager auf einer Düne auf und hatten von dort eine gigantische Aussicht. Um uns herum wurde es auch immer belebter und wir mussten “unsere” Düne mit zahlreichen anderen Sparfüchsen teilen. Alle kamen hierher um Fotos zu schießen oder im Sonnenuntergang ein Bierchen zu trinken. Das taten wir natürlich auch. Wir stellten unsere Kamera in Position, um mit der time lapse-Funktion unserer GoPro den Sonnenuntergang am Uluru (im Zeitraffer) festzuhalten.
Eine Düne für umsonst
Das Aufwachen am nächsten Morgen war auf der einen Seite spektakulär und auf der anderen Seite etwas ruppig, da mal wieder unsere Sanddüne von fremden Wesen eingenommen wurde und wir uns in unserer morgendlichen Ruhe ziemlich gestört fühlten. Ein paar ganz Schlaue hatten sogar ihre Drohne mitgebracht, deren Surren uns richtig auf die Palme brachte. Seit diesem Tag hassen wir Drohnen. Das Schlimme ist ja, dass jeder meint, er bräuchte so ein blödes Ding und dabei machen die meisten damit nichts anderes, als anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Aber wir konnten es schließlich nicht ändern, wir waren ja eigentlich froh, dass wir so einen tollen Platz ergattert hatten und dass wir dafür keinen Cent bezahlen mussten. Wir ließen also alle gewähren und trödelten selbst ein bisschen in den Tag hinein. Während alle anderen dann langsam zu Wanderungen und Besichtigungstouren aufbrachen, machten wir es uns unter unserer Markise gemütlich. Wir hatten vor, erst wieder am nächsten Tag zum roten Felsen zu fahren, um den 10,6 km langen Base Walk um Uluru herum zu wandern oder noch einmal den Sonnenaufgang von Nahem zu bewundern und ins Cultural Center zu gehen. Aber an diesem Tag wollten wir uns nur mit “Uluru-Fernblick” zufrieden geben. Ja so war der Plan. Kurz vor 15 Uhr erhielten wir allerdings Besuch auf unserer Sanddüne, der uns freundlich aber bestimmt darauf hinwies, dass dies hier Privatbesitz sei und es nicht erlaubt sei, hier zu campen. Die beiden “Ranger” baten uns, zusammenzupacken und den Ort zu verlassen, da ansonsten eine Strafe von 1200 $ drohe. Da wir die einzigen waren, die auch tatsächlich anwesend waren, hinterließen die Männer an den anderen Campingtrailern und Zelten handschriftliche Nachrichten mit dem gleichlautenden Inhalt und außerdem schossen sie Fotos von allen Hinterlassenschaften oder Set Ups. Wir mussten also notgedrungen alles abbauen und “abreisen”. Da wir auf keinen Fall Geld für den Campingplatz im Resort bezahlen wollten, beschlossen wir, doch noch mal schnell zum Uluru zu fahren, den 2 km langen Mala Walk und den 1 km langen Kuniya Walk zu machen, einmal ringsherum zu fahren und dann zurück nach Curtin Springs zu brausen. (Das Freecamp in den Dünen ist mittlerweile geschlossen)
In ziemlicher Eile mussten wir nun Uluru abhandeln und das ist eigentlich schade, denn so wurden wir dem spirituellen Charme des roten Berges vielleicht nicht ganz so gerecht, wie wir uns das vorher ausgemalt hatten. Letztendlich nahmen wir uns aber doch so gut es eben ging Zeit und versuchten einfach zu genießen und alles in uns aufzusaugen.
Please don’t climb Uluru
Als wir auf dem Parkplatz ankamen, hatten wir auch die perfekte Sicht auf den Zugang zum Aufstieg und den steilen Weg nach oben. Hier tummelten sich auch tatsächlich noch (nicht zu wenige) Touristen, die dem Gipfel entgegen taumelten. Es war aber auch 17 Uhr und das Eingangstour zum Aufstieg wurde gerade dicht gemacht. Vor diesem Tor stehen 2 große Schautafeln auf denen ein paar Hinweise zum Aufstieg, Gefahren und Anzahl der Todesfälle in den letzten Jahren zu finden sind. Außerdem ist hier die eindeutige Bitte formuliert, NICHT hinauf zu klettern. (Ein offizielles Verbot gibt es nicht, aus Angst vor Tourismuseinbrüchen). Diese Schilder scheinen aber irgendwie nur wenige zu interessieren. Aber mal ganz ehrlich, wer kommt auch auf so einen absurden Gedanken, diesen heiligen Berg besteigen zu wollen??? Wir wissen nicht, wie man so eine Idee im Kopf haben kann oder warum man überhaupt hier her kommt, wenn man denkt, dass man den Zauber dieses Ortes nur greifen kann, wenn man schwitzend und ächzend draufrumklettert. (Mittlerweile haben wir erfahren, dass der Aufstieg ab Oktober 2019 gänzlich verboten wird – ein Glück!)
Wir schüttelten unsere Köpfe über soviel Ignoranz und machten uns auf den Weg zum Mala Walk. Der goldene Schein der langsam untergehenden Sonne und die im Wind raschelnden Bäumen um uns herum taten ihr übriges,dass uns Uluru in seinen Bann zog. Auf dem Weg begegneten uns die Besonderheiten dieses Ortes auf ihre ganz eigene Art und Weise. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, was wir in diesem Moment fühlten, wir können nur so viel sagen:
1. Uluru ist viel mehr als nur ein roter Felsen. Er hat mehr Ecken und Kanten, Narben, Ausspülungen und Höhlen als man erwartet.
2. Es ist das Gefühl, wie in einer riesen großen Kirche zu stehen in der alle ehrfürchtig und andächtig umherwandeln, und versuchen ja kein lautes Geräusch von sich zu geben.
3. Es ist ein Ort, dem man mit viel Respekt begegnet.
4. Von diesem Ort nimmt man nichts mit und alles was man zurücklässt, sollen Fußspuren im roten Sand sein.
Und das sind Dinge, die wir jedem mit auf den Weg geben, der vor hat, Uluru zu besuchen. Es ist eine heilige Stätte und so sollte man sie auch behandeln!
Der kurze Mala Walk bot zahlreiche Informationen über das Leben und Lehren der Aborigines, die diesen Stein ihr Zuhause nannten. Man sieht zahlreiche Höhlen und Felsformationen, manche Stellen sind entweder ausschließlich Frauen oder ausschließlich Männern vorbehalten (gewesen) und manche darf man nicht einmal fotografieren, da sie besonders heilig sind. (Einige asiatische Besucher ließen sich von den Hinweisschildern beim Selfie schießen allerdings gar nicht stören).
Anschließend fuhren wir zum Kuniya Walk, der zu einem Wasserloch führt und sich auf der südlichen Seite des Uluru befindet. Weil die Sonne dann schon sehr niedrig stand, mussten wir uns aber doch ziemlich beeilen, um den Berg noch mit dem Auto umrunden zu können.
Mit einem letzten Blick auf Uluru der sich nun so dunkel vor dem Sternenhimmel zeigte, wie bei der Begrüßung an unserem ersten Tag im Park, verabschiedeten wir uns von diesem Ort und wer weiß, vielleicht kommen wir ja doch einmal wieder hier her.
Hammer Blog. Immer wieder schön zu lesen😊🤙🏼👌🏼
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